der Naturwissenschaften
und der Technik
Geschichte der Naturwissenschaft in der Entwicklung ihrer Denkweisen
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Stephen F. Mason |
Vorwort zur deutschen Ausgabe
»Fast ebenso wunderbar wie die himmlischen Vorgänge selbst scheinen mir die Umstände, unter denen die Menschen zu ihrer Brkenntnis gelangen«, schrieb der 33jährige Johannes Kepler im Vorspruch zum 45. Kapitel der »Astronornia Nova«, als sich ihm nach langem, mühevollem Suchen die wahre Form der Planeten-bahnen enthüllt hatte. Kepler ist einer der ganz wenigen Forscher, die uns die mannigfach verschlungenen Wege ihrer Denkweisen bis in alle Einzelheiten offenlegen.
Was aber wissen wir sonst davon, auf welche Weise sich naturwissenschaftliches Denken geformt und entwickelt hat – von den Anfängen der wissenschaftlichen Begriffsbildung im Altertum bis zur Höhe unserer heutigen Erkenntnisse und Einsichten? Wir kennen zwar die Daten der großen Entdeckungen und Erfindungen, wir besitzen eine Fülle biographischer Nachrichten, und es gibt manche entwicklungsgesehichtliche Darstellung einzelner naturwissenschaftlicher Fächer. So nützlich diese einzelnen Kenntnisse sein mögen, so verstellen sie doch den Blick auf das Ganze der Geschichte der Naturwissenschaft mehr, als daß sie ihn freigeben und die Augen öffnen für die große Tradition dieser ganz und gar eigenartigen Leistung der abendländischen Menschheit, die sie vor allen anderen großen Kulturen auszeichnet.
Philosophie und Dichtung, Musik und bildende Kunst, Religion und Recht sind allenthalben und vielfäch unabhängig voneinander entstanden. Unsere heutige Naturwissenschaft aber und die daraus hervorgegangene Technik sind das eigene und erst später von anderen Kulturen übernommene Werk des Abendlandes. Sollte es nicht darum die besten Kräfte wiserer Geschichtsforscher reizen, ihren Entwicklungsgang aufzuhellen und in das allgemeine Bewußtsein zu heben?
Der junge englische Wissenschaftshistoriker S. F. MASON hat es in seiner 1953 zum ersten Mal erschienenen »History of Science« unternommen, in der Zusammenschau aller naturwissenschaftlichen Gebiete von der Astronomie und der Physik als den ältesten Zweigen bis hin zur modernen Genetik und Kosmologie das Werden und die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Denkweisen zu schildern, ihre Verflechtung mit dem Aufstieg der handwerklichen Fertigkeiten und mit der sich an den alten Hochkulturen fortpflanzenden Tradition der Gelehrsamkeit darzulegen und den Zusammenhang mit den jeweiligen zeitgeschichtlichen Strömungen, den religiösen und philosophischen Bestrebungen aufzuzeigen.
Seine Darstellung zeichnet sich dadurch aus, daß sie die große Fülle der einzelnen Tatsachen – ohne Vollständigkeit anzustreben – den großen Entwicklungslinien bestimmter Ideen und Probleme einzuordnen versteht. So dient sein Werk nicht nur der Information über die Geschehnisse selbst, sondern es stellt in der noch jungen Disziplin der Wissenschaftsgeschichte einen der ersten bedeutungsvollen Versuche zusammenfassender Interpretation geschichtlicher Vorgänge dar.
Manche vermuteten Zusammenhänge werden sich bei einer besseren Einsicht in die Vorgänge, als sie der heutige Stand der Forschung erlaubt, vielleicht nicht in der hier ausgesprochenen Form halten lassen und einmal anders darstellen. Es muß der künftigen Forschung vorbehalten bleiben, sich in strenger Kritik mit Masons Anschauungen auseinanderzusetzen.
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Bernhard Sticker
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