Verlag für Geschichte
der Naturwissenschaften
und der Technik

Wilhelm Olbers (1758-1840) im Briefwechsel mit Astronomen seiner Zeit

Übersicht | Inhalt | Einführung

 (1994) (1994)

Friedrich Wattenberg
Wilhelm Olbers (1758-1840) im Briefwechsel mit Astronomen seiner Zeit
(Quellen der Wissenschaftsgeschichte, Band 2)
49 Seiten, Pb., Vergriffen.
ISBN 978-3-928186-19-3
(Dieser Titel ist vergriffen!)
Ein kommentiertes Quellenverzeichnis der Briefwechsel des Astronomen mit großen Gelehrten seiner Zeit.

Einleitung

In der bremischen Geistes- und Kulturgeschichte nimmt Heinrich Matthias Olbers (1758-1840) einen hervorragenden Platz ein, dessen Würde auch nach nahezu zwei Jahrhunderten nicht verblaßt ist. In einer Theologenfamilie geboren und dort in seiner geistigen Welt geprägt, als promovierter Arzt im Jahre 1781 in Bremen seine selbstgewählte berufliche Tätigkeit aufnehmend, darüber hinaus aber durch seine ausgeprägte Begeisterung für die Astronomie und deren autodidaktische Durchdringung in ihren Theorien sowie durch emsige Beobachtungen am Fernrohr zu einem höchstes Ansehen gewinnenden Astronomen aufsteigend, ferner für seine Heimat hohe politische Aufgaben wahrnehmend und letzthin für deren Bürger allgemeinbildende wissenschaftliche und kulturelle Vorträge veranstaltend, wurde in ihm eine Persönlichkeit sichtbar, deren geistige Haltung sich im öffentlichen Wirken sinnvoll mit wissenschaftlicher Forschertätigkeit vermählte.

Obwohl die hohen Verdienste von Olbers in der Literatur [6] bis [27] eindrucksvoll zur Darstellung gekommen sind und 1958 aus einem besonderen Anlaß in einem Gedenkband [52] nochmals ein umfassendes Gepräge empfangen haben, soll hier versucht werden, den in Olbers gegenwärtigen hohen Lebenswerten, wie sie in seinen Briefen ihren Ausdruck und Niederschlag gefunden haben, in quellenweisender Hinsicht eine Arbeitsgrundlage zu geben. Dabei wird der Briefwechsel mit bekannten Astronomen seiner Zeit im Vordergrund stehen.

Als Fritz Schlawe [48] im Jahre 1969 seine umfangreiche Bibliographie der Briefsammlungen des 19. Jahrhunderts herausgab und darin insgesamt 1360 Briefausgaben, gegliedert nach Briefschreibern und Briefempfängern, nachwies, nahm er darin ebenfalls verschiedene Briefbände von Astronomen auf, unter denen wir auch Olbers vertreten finden, wenngleich der Anteil dieser Briefkategorien gegenüber der Gesamtzahl der Sammlung auch völlig unmaßstäblich erscheint. Inzwischen sind einige weitere Ausgaben oder Nachweisungen von Briefen bekannter Astronomen erschienen, die deren Bedeutung für die Wissenschaftsgeschichte eindeutig unterstreichen.

Zur tieferen Herausstellung des Briefwechsels hervorragender Persönlichkeiten mögen hier aus der Einleitung von Fr. Schlawe in sein Werk einige Kernsätze zitiert sein, in denen es heißt:

»Die Gegenwart hat keine Vorstellung mehr von der Bedeutung des Briefs in der Vergangenheit [...]. Mag in der familiären Korrespondenz das Intime überwiegen, das mit der Entwicklung des Geistes und der Zeit nichts zu tun hat, so enthält es doch die unveränderlichen Probleme des Menschenlebens und die unvergänglichen Qualitäten des menschlichen Gemüts. In den großen ernsten Korrespondenzen aber spricht die Zeit mit sich selbst. Neben dem gestalteten, dem objektiven Werk ist der Brief das einzig gleichberechtigte, gleich gültige Zeugnis vom Sein und Werden bedeutender Menschen. Der Wert des Briefs als Quelle kann gar nicht überschätzt werden.« Und schließlich: »Das 19. Jahrhundert ist die Blütezeit der Briefliteratur.«

Der Blick in den Briefwechsel bedeutender Astronomen – und dies gilt insbesondere für Olbers und seine bekanntesten Partner – lehrt weitaus mehr: Neben den Nachrichten aus dem alltäglichen Leben, das nicht selten auch von Freude und Leid geprägt erscheint, stehen exakteste Mitteilungen aus der wissenschaftlichen Tagesarbeit, die von den Beobachtungen am Fernrohr und deren genauen Analysierung bis zur sorgsamen Textgestaltung für deren Drucklegung reichen, so daß solche Briefe nicht selten den Status eines Manuskriptes erlangen, wovon zahlreiche Veröffentlichungen ein Zeugnis geben, und worauf in anderen Zusammenhängen noch einzugehen sein wird. Daneben steht gelegentlich manches kritische Wort, das sich gegen Darstellungen oder Anschauungen von Zeitgenossen richtet, aber ebenso auch ganz persönlich und damit vertraulich gehalten war, dem aber Zeit und Entwicklung mit der öffentlichen Darbietung der Briefe ihre einstige persönliche Note nehmen.

Übersicht | Inhalt | Einführung