Verlag für Geschichte
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Herrschaft über die Natur?

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 (1997) (1997)

Hans-Liudger Dienel
Herrschaft über die Natur?
Naturvorstellungen deutscher Ingenieure 1871-1914
255 Seiten, 29 Abb., Pb., Vergriffen.
ISBN 978-3-928186-03-2
(Dieser Titel ist vergriffen!)
Eine preisgekrönte Untersuchung über die Naturvorstellungen deutscher Ingenieure im Kaiserreich, die sich gleichzeitig als Gestalter und Bewunderer der Natur verstanden.

Vorwort zur zweiten Auflage

Die Umweltgeschichte boomt im In- und Ausland. Seit dem Erscheinen der vorliegenden Untersuchung über Naturvorstellungen von Ingenieuren im Jahr 1992 ist die Zahl der histori-schen Arbeiten exponentiell angewachsen. Der Grund liegt auf der Hand: Das Umweltprob-lem ist noch größer geworden und noch weiter in das Zentrum der gesellschaftlichen Auf-merksamkeit gerückt. Umwelthistorischen Arbeiten wird eine wichtige Orientierungsfunktion zugetraut; – Sie haben deshalb einen Markt auch außerhalb der Geschichtswissenschaft im engeren Sinn.

In dem vorliegenden Buch wird die Meinung vertreten, daß die letzten Jahrzehnte des 19. und ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, in denen sich die Ingenieurewissenschaften als eine dritte Wissenschaftssäule mit eigenständigen wissenschaftlichen Methoden und dem Recht auf eine eigene Leit- und Weltbildproduktion emanzipierten und etablierten, für die Formie-rung ingenieurwissenschaftlicher Vorstellungen über die Natur bis heute von großer Bedeu-tung sind.

Doch haben sich die Arbeitsfelder der Ingenieure und in ihrem Zuge ihre Naturvorstellungen nicht inzwischen deutlich gewandelt? Verlor sich nicht die bis dahin charakteristische und in diesem Buch beschriebene Vorsicht und Sparsamkeit der Ingenieure in den 1950er Jahren? Der von Christian Pfister in Bern herausgegebene Sammelband ?Das 1950er Syndrom. Der Weg in die Konsumgesellschaft? vertritt plausibel die These, daß die ersten Dekaden nach dem zweiten Weltkrieg die entscheidende umweltgeschichtliche Epochenschwelle zwischen Industriegesellschaft und Konsumgesellschaft darstellen. Ich kann dieser These zustimmen. Doch gleichzeitig wirken die Einstellungen aus der Formierungsphase der Industriegesell-schaft und der Ingenieurwissenschaften weiter. Sie sind gleichsam abgespeichert und abruf-bar, bzw. ständig reaktivierbar. Nach wie vor bemühen sich Ingenieure um eine gemeinsame Identität und gibt es einen Zusammenhang zwischen beruflicher Identität und Naturvorstel-lungen.

Nicht nur aus diesem Grund sind die Naturvorstellungen deutscher Ingenieure im 19. und frühen 20. Jahrhundert weiterhin ein nicht nur historisch interessantes, sondern umweltpoli-tisch relevantes Thema.

Die grundlegenden Thesen des Büchleins blieben in den Rezensionen unwidersprochen. Des-halb wird es hier, nachdem die erste Auflage verkauft ist, in einer zweiten Auflage nachge-druckt. Herrn Schröder und dem GNT-Verlag danke ich für die gewohnt angenehme, freund-schaftliche Zusammenarbeit.

Hans-Liudger Dienel im März 1997

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