Verlag für Geschichte
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Burkhard Stautz |
Von den Zivilisationen vergangener Jahrhunderte berichten realienkundliche und textliche Quellen. Die realienkundlichen Quellen in der Geschichte der Astronomie sind von Astronomen ersonnene und für verschiedene Zwecke benutzte astronomische Instrumente. Die Instrumente sind mit Darstellungen versehen. die mathematisch-astronomische Zusammenhänge zeigen. In diesen Nomogrammen liegen astronomische Daten verborgen. Die Exploration der astronomischen Daten stellt einen Beitrag zum Erkenntnisgewinn in der Geschichte der Astronomie dar.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Untersuchung von den Nomogrammen. die auf mittelalterlichen Astrolabien islamischer und europäischer Herkunft eingraviert sind. Ziel war zu erkennen. welche astronomischen Werte aus den Nomogrammen deduzierbar sind, es galt Beziehungen zwischen den Instrumenten – den realienkundlichen Quellen – und den bekannten textlichen Quellen herzustellen. In der gemeinsamen Betrachtung von realienkundlichen und textlichen Quellen konnten Befunde herausgestellt werden. die innerhalb der Geschichte der astronomischen Instrumentenkunde, wenngleich sie nicht als unerwartet erscheinen mögen, sie bislang doch unbekannt waren.
Im ersten Kapitel wird die Untersuchungsmethode. die sich für die Erforschung der mittelalterlichen astronomischen Instrumente als gewinnbringend erwies, kurz umrissen. Die Nomogramme der Astrolabien werden mit bekannten historischen Werten und Verfahren graphisch rekonstruiert und die Graphik mit dem Nomogramm des jeweiligen Instruments direkt verglichen. Die Methode fördert Informationen zu Tage, die in der Vergangenheit in den Instrumenten verborgen bleiben mußten, und erschließt die Instrumente einmal mehr als realienkundliche historischhe Quellen für die Forschung innerhalb der Wissenschaftsgeschichte. Im Rahmen dieser Arbeit wird die Methode für die Untersuchung von Darstellungen auf Astrolabien, die aus einem Zeitraum von etwa 800 Jahren herrühren, angewandt.
Im zweiten Kapitel werden realienkundliche Erkenntnisse aufgezeigt, die in den erhaltenen Texten nur erahnt werden konnten. Das dort angeführte islamische Astrolab (A2) erwies sich als ein Stück, das eine frühere Formgebung zeigt als alle anderen erhaltenen Astrolabien. Wir erfahren durch dieses islamische Astrolab (A2), wie Astrolabien wohl aussahen, als sie vor dem Jahr 800 in die islamische Kultur aufgenommen wurden.
Die weitere Entwicklung des islamischen Astrolabienbaus wird im dritten Kapitel anhand vieler Beispiele dokumentiert. Die Untersuchungen bereits der islamischen Stücke aus dem 10. und 11. Jh. belegen den brillianten Fortschritt des islamischen Instrumentenbaus und die technologische Innovationskraft der islamischen Instrumentenbauer. Die islamischen Instrumente, sowohl aus dem Westen als auch aus dem Osten, bis hin zum 16 Jh. erweisen sich stets als Stücke, die höchste astronomische Brauchbarkeit und gleichsam eleganten künstlerischen Anmut in sich vereinen. Die Untersuchung der islamischen Astrolabien förderte nur wenige Stücke zu Tage, auf die diese generelle Aussage nicht zutrifft.
Im vierten und fünften Kapitel werden Unterscheidungsmerkmale für europäische Astrolabien dargestellt, die auch eine Unterscheidung der Stücke in verschiedene Traditionen ermöglichen. Den europäischen Astrolabien fehlt eine konstant über Jahrhunderte hinwegrührende hohe astronomische Qualität der Nomogramme. Einige europäische Instrumente bezeugen ein hohes Niveau im Astrolabienbau und andere Stücke. die den astronomisch niveauvollen Exemplaren in handwerklicher Ausführung oft in nichts nachstehen, belegen hingegen ein elementares astronomisches Unverständnis ihrer Schöpfer. Dies widerspiegelt den in Europa uneinheitlichen Stand in der Uberlieferung astronomischen Wissens und die Unvollständigkeit der Ubermittlung dieses Wissens aus der mittelalterlichen islamischen Zivilisation.
Ein Hindernis in der Beurteilung der erhaltenen europäischen Astrolabien ist die mangelnde Signierung und Datierung der Stücke, die scheinbar erst um 1450 in Europa verstärkt gebräuchlich wurde. Eine saubere Argumentation zur Datierung der undatierten europäischen Stücke erscheint nach wie vor zweifelhaft. Die Instrumente lassen sich zwar in Traditionen vereinen, doch detaillierte Zeitgrenzen für die Herstellungszeit einzelner Stücke werden hier bewußt nicht angegeben. da auf die zur Erstellung von Zeitgrenzen nötigen Untersuchungen zu weiteren Stilelementen, die die Instrumente bergen, im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden konnte.
Die in dieser Arbeit gefundenen Ergebnisse beruhen hauptsächlich auf der Untersuchung der mathematisch-astronomischen Darstellungen auf den Astrolabien. Ähnlich weitreichende Ergebnisse würden jeweils die Untersuchung ihrer krinsthistorischen Merkmale oder paläographische Untersuchungen ihrer Inschriften erbringen, doch solche Arbeiten wurden bislang nicht in geeigneter Weise durchgeführt und niedergelegt. Weiterhin gibt es noch andere Instrumentengattungen die noch nie zusammenhängend kritisch untersucht wurden. Eine Gesamtbetrachtung aller dieser Ergebnisse, die freilich der Zukunft vorbehalten bleiben muß, wird die Geschichte der astronomischen Instrumente. vielleicht gar die Geschichte der Astronomie selbst, stellenweise in neuem Licht erhellen können.
This thesis is about investigations of nomogramms that are engraved on medieval astrolabes of Islamic and European provenance. Its aim is to recognise values that might be deduciple from the nomogramms in order to establish links between the instruments – the artifactual sources – and textual sources. Closer inspection of both the artifactual and the textual sources has brought information to light which though not unexpected but hitherto unknown in the history of astronomical instruments.
The first chapter introduces the method which seemed most profitable for exploration of the medieval astronomical instruments. The nomogrammes on astrolabes are reconstructed graphically using historical values and procedures and the resulting graphic then is compared directly with the nomogramme on an instrument. The method brings to light what has previously remained hidden on the instruments and reveals the instruments once more as artifactual historical sources for research in the history of science. In the course of this thesis, the method is applied only to astrolabes but on many astrolabes covering a period of roughly 800 years.
The second chapter presents findings emerged from the investigation of the artifactual sources and which could be sensed only in textual sources. An Islamic astrolabe (A2) is mentioned which shows an earlier design then any other known astrolabe. This astrolabe gives us an idea on how these instruments looked when they came into Islamic civilization in the 8th century.
The further development of Islamic astrolabe-making is documented in chapter three by showing various examples. The Islamic pieces of the 10th and 11th centuries already exemplify exceptional progress both in Islamic astrolabe-making and makers sophistication. Both the Western-Islamic and the Eastern-Islamic instruments up to the 16th century combine highest astronomical usability with an elegant artistic grace, and the investigation method used could identify few astrolabes which did not meet with this general statement.
Chapters four and five outline characteristics which allow to distinguish European astrolabes, and which also allow a discrimination in several traditions. European astrolabes lack a consistently high quality in the nomogrammes for centuries. Some of the European astrolabes demonstrate a high level of mechanical and astronomical skill, whereas other instruments that demonstrate a equivalent quality in workmanship, illustrate an elementary astronomical incomprehension of their creators. This reflects the different level of delivery of astronomical knowledge in Europe and the incompleteness in the transmission of knowledge from medieval Islamic world to Europe.
A hindrance in the evaluation of preserved European instruments is the missing signatures and dates which seems to have come common in Europe first about 1450. A reasonable argumentation for dating the undated European pieces now as before seems questionable. The instruments could be combined in traditions but no time-limit for a tradition is given here as necessary further investigations of other stylistic elements could not be conducted in the course of this thesis.
The results of this thesis are primarily based on investigations of the few mathematical-astronomical figures on astrolabes. Similar far-reaching results might be gained through investigation of art-historical features or palaeographical investigations, but studies of this nature have not been conducted or published until now. Furthermore there are other kinds of instruments which have not been investigated thoroughly and critically. A comprehensive conclusion of all these results, which has to be reserved for the future, might set new light on the history of astronomical instruments and eventually even on some parts of the history of astronomy.
Autant des sources matérielles que textuelles nous révèlent les contributions des siècles passés. Les sources matérielles de l'astronomie sont constituées des instruments, construits et utilisés par les anciens astronomes. Les nomogrammes que l'on trouve sur les instruments montrent diverses relations et valeurs mathématiques et astronomiques, dont l'étude apporte une contribution à la connaissance de l'histoire de l'astronomie.
La thèse porte sur l'investigation des nomogrammes qui sont gravés sur les astrolabes mediévaux de provenances islamique ou européenne. Nous avons cherché à identifier les valeurs astronomiques que l'on peut déduire de ces nomogrammes; il s'agit d'établir des relations entre des instruments – les sources matérielles – et les sources textuelles connues. L'inspection précise des sources matérielles et textuelles a permis l'obtention de résultats qui, bien qu'ils ne puissent être considérés tout-à-fait inattendus pour l'histoire d'astronomie, lui apportent néanmoins un éclairage nouveau.
La méthode d'investigation qui apparaît pertinente pour l'exploration historique des instruments astronomiques est introduite dans le premier chapitre. Les nomogrammes des astrolabes sont reconstruits graphiquement par des procédures et des valeurs historiques bien connues, puis ces graphiques sont directement comparés avec les nomogrammes d'un instrument particulier. La méthode permets d'extraire des informations que les instruments jusqu'à ce jour dissimulaient. De ce fait, ceux-ci sont désormais présentés en tant qu'importantes sources historiques matérielles pour l'histoire des sciences. La méthode appliquée dans le cadre du présent travail permets d'investiguer les nomogrammes d'astrolabes dont l'origine est répartie sur une période de huit siècles.
Le second chapitre présente des données, tirés de ces instruments, qui ne peuvent être que pressenties dans les sources textuelles connues. Un astrolabe islamique (A2) mentionné montre la forme la plus ancienne qu'il soit possible de constater parmi l'ensemble des astrolabes préservés. Cet astrolabe nous montre l'aspect de ces instruments, lorsqu'ils furent adoptés par la civilisation islamique, avant l'année 800 de notre ère.
Le troisième chapitre montre, grâce à plusieurs exemples, le développement ultérieur de la fabrication des astrolabes islamiques. Déjà les astrolabes islamiques des Xe et XIe siècles témoignent de progrès admirables dans la fabrication des instruments et d'une grande capacité innovative de la part des constructeurs. Les instruments islamiques, autant ceux provenant de l'Ouest que de l'Est, que nous considérons jusqu'au XVIe siècle, sont des pièces qui combinent les applications astronomiques les plus sophistiquées à une remarquable élégance artistique. Cette remarque s'applique à la très grande majorité des astrolabes que nous connaissons.
Les quatrième et cinquième chapitres présentent les caractéristiques permettant de classifier les astrolabes européens, de même que les diverses traditions auxquelles ils appartiennent. Il manque aux astrolabes européens une longue tradition de nomogrammes de haute qualité astronomique. Quelques pièces témoignent d'un niveau avancé de la fabrication de l'astrolabe, tandis que d'autres astrolabes, tout en étant exécutés conformément aux règles de l'art, ne reflètent en réalité que l'incompréhension astronomique de leurs constructeurs. Cela reflète les différences de niveau du savoir astronomique de l'Europe médiévale de même que le caractère inachevé de la transmission à l'Europe des sciences de la civilisation islamique du moyen-âge.
Un obstacle à la juste appréciation des instruments européens conservés est l'absence de datation ou de signature, un usage qui ne devient courant qu'après 1450 en Europe. Une procédure claire permettant de dater les pièces européennes non-datées demeure toujours discutable. Il est certes possible de regrouper les différents instruments aux seins de traditions particulières, sans qu'il soit pourtant possible de déterminer de facon précise la date éventuelle de leur construction. En effet, l'étude des éléments stylistiques nécessaires à une investigation chronologique plus approfondie déborde du cadre de cette thèse.
Les résultats qui ressortent de ce travail se basent essentiellement sur une investigation des représentations mathématiques et astronomiques engravés sur les astrolabes. D'autre part, l'étude approfondie des caractéristiques artistiques de ces instruments de même que l'analyse paléographiques de leurs inscriptions pourrait certainement apporter des résultats similaires d'une grande portée. Or, de tels travaux ne furent encore ni entrepris de facon systématique ou publiés de facon satisfaisante. De plus, d'autres types d'instruments ne furent encore jamais examinés de manière systématique. Une considération globale de tous ces résultats, tâche qui demeure naturellement réservée à l'avenir, permettra d'apporter un nouvel éclairage à l'histoire des instruments astronomiques, sinon à l'histoire de l'astronomie elle-même.
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https://www.gnt-verlag.de/mittelalterliche-astrolabien-1-129-zusammenfassung.html (Stand: 04.12.2024. 19:33)
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