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Lise Meitner zum 125. Geburtstag

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 (2003) (2003)

Jost Lemmerich
Lise Meitner zum 125. Geburtstag
Ausstellungskatalog – Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, 7. November – 13. Dezember 2003
150 Seiten, 76 Abb., Pb., 14,50 Euro (2003, 21×24 cm)
ISBN 978-3-86225-051-6
Der reich bebilderte Ausstellungskatalog spürt dem Leben der großen Physikerin in Originaldokumenten nach.

 

Einleitung

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Der österreichischen Physikerin Lise Meitner ist bereits mit mehreren kleineren und zwei größeren Ausstellungen gedacht worden, in denen in recht begrenztem Maße Originale gezeigt werden konnten.

In verschiedenen Biografien ist das Leben und die sehr erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit Lise Meitners beschrieben und gewürdigt worden, aber im Medium Buch konnte nicht die Fülle des vorhandenen Bildmaterials und nur in sehr begrenztem Umfang aus den Tausenden von Briefen ausführlich zitiert werden. Daher konnte auch die Atmosphäre ihres Lebens nur unvollständig einbezogen werden.

Zu ihrem 125. Geburtstag bot sich die Möglichkeit einer umfangreicheren biografischen Ausstellung, denn das Hahn-Meitner-Institut Berlin, die Humboldt Universität Berlin, wo sie bis 1933 lehrte, die Freie Universität Berlin, die ihr 1955 die Ehrendoktorwürde verlieh und die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, in deren Vorgängergesellschaft sie 27 Jahre tätig war, unternahmen gemeinsam die Initiative zu einer Ausstellung.

Die Staatsbibliothek zu Berlin stellte großzügig den schönen Ausstellungsraum in ihrem Gebäude in der Potsdamer Straße zur Verfügung.

Bereitwillig unterstützten die in der Liste der Leihgeber genannten Archive das Projekt durch die Möglichkeit einer intensiven Akteneinsicht und wertvolle Leihgaben.

Eine biografische Ausstellung muss auf Dokumenten basieren und so ist eine solche Darstellung nur möglich, wenn ein Nachlass des betreffenden Menschen existiert, der Belege aus möglichst allen Lebensaltern und Lebensumständen enthält.

Die erhaltenen Briefe und Dokumente zu Lise Meitners Leben sind zahlreich. Sie selbst hat etwa ab ihrem dreißigsten Lebensjahr sehr viel ihrer wissenschaftlichen und Teile ihrer privaten Korrespondenz aufgehoben. Einige ihrer Briefpartner sammelten ebenfalls ihre Briefe.

Der größte Nachlassteil liegt im Churchill Archives Centre, Churchill College Cambridge; weitere bedeutende Teile im Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft. Aus den vierziger und fünfziger Jahren werden Archivalien im Zentrum für Wissenschaftsgeschichte der Schwedischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrt.

Eine interessante Frage ist, warum hebt ein Mensch seine Korrespondenz auf, warum lässt er die Nachwelt lesen, was er für Post bekam, was er für Briefe schrieb? Lise Meitners Nachlass enthält nicht nur sehr viele Briefe, die sie erhielt – bei wissenschaftlicher Korrespondenz ist das verständlich –, sondern sie bewahrte, nachdem sie eine Schreibmaschine benutzte, die Kopien ihrer Briefe auf. Ein sehr umfangreicher Teil betrifft die persönliche Korrespondenz, die Stimmungen und Verstimmungen zeigt, gerechte und ungerechte Urteile enthält. Doch hat auch sie Teile ihres Nachlasses vernichtet, wie aus einer Postkarte an Freunde hervorgeht.

Die Biographie eines Menschen – sei es in einem Buch, sei es in einer Ausstellung – kann man im historischen Ablauf darstellen, ebenso ist eine Gliederung in das private und das öffentliche Leben möglich, wenn es sich um eine Politikerin oder einen Politiker handelt. Bei einer Künstlerin oder einem Künstler ist eine Zweiteilung in Leben und Werk üblich. Eine jüngst gezeigte Ausstellung für Albert Einstein unterteilte die Biographie noch stärker.

Das Leben von Lise Meitner – sie war ein Jahr älter als Einstein – in einer biographische Ausstellung in thematische Abschnitte zu gliedern, könnte zu Fehldeutungen führen, denn ihr Leben wurde nicht nur durch ihre eigenen Entscheidungen geprägt. Die politischen Ereignisse und das gesellschaftliche Umfeld wie auch die Wissenschaft des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts eröffneten ihr Möglichkeiten und zerstörten durch Zäsuren den erhofften Lebensweg.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zwei Bilder von Marietta Thier. Sie versinnbildlichen die Spanne des Lebens Lise Meitners und sollen andeuten, wie viel Ungesagtes, Ungeschriebenes ihre Biografie enthält.

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