Verlag für Geschichte
der Naturwissenschaften
und der Technik
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Klaus Hentschel (Hrsg.) |
In den Sommersemestern 2006, 2007, 2009 und 2010 recherchierten Studierende im Rahmen eines Projektseminars an der Universität Stuttgart unter Anleitung eines Wissenschafts- und Technikhistorikers sowie einer Architekturhistorikerin Informationen über die markantesten Gebäude und sonstigen Sehenswürdigkeiten der beiden universitären Gelände in Stuttgart, in denen sich Forschung und Entwicklung, aber auch Leben und Alltag von Gelehrten, Naturforschern und Technikern abspielte. Das Ziel des Projektseminars war eine handliche und allgemeinverständliche Anleitung für einen Rundweg durch die Areale von Keplerstraße bis Azenbergstraße in der Stadtmitte bzw. um Pfaffenwaldring, Allmandring und Nobelstraße in Vaihingen. Jede/r studentische Teilnehmer/in war aufgefordert, sich ein spezielles Gebäude der Universität auszusuchen und darüber zu schreiben.
Da nur in den wenigsten Fällen ausreichend publizierte Sekundärquellen über die Stationen vorlagen, mussten alle Studierenden z. T. intensiv eigene historische Forschungen anstellen, so dass es sich hier im wahrsten Sinne des Wortes um »forschendes Lernen« handelte, das in einigen Fällen auch schon weitere Früchte in Form sich anschließender akademischer Abschlussarbeiten mit sich brachte, ein Trend, der sich hoffentlich fortsetzen wird.
Ein erster Einstieg für diese Recherchen zu den einzelnen Stationen war das Stuttgarter Universitätsarchiv im Kollegiengebäude IV (zufällig auch Station A unseres Campuspfades), in dem der engagierte Universitätsarchivar Dr. Norbert Becker den Studierenden praktische Hilfe bei der Auffindung der verstreuten Quellen zu den einzelnen Stationen bot. Diese historischen Materialien reichen von Akten zur Beantragung und Finanzierung der Gebäude bis hin zu Zeitungsberichten nach ihrer Eröffnung. Unentbehrlich war ferner das von Frau Bosler verwaltete Archiv des Universitätsbauamtes in Vaihingen, in dem für jedes Gebäude der Universität die für Betrieb, Wartung und Renovierung notwendigen Akten gesammelt werden, aus denen sich manche Lücke der historischen Überlieferung schließen ließ. Je nach Gegebenheit kamen noch weitere Archive dazu, so etwa das Stadtarchiv oder Archive früherer oder jetziger Besitzer der Gebäude (so etwa die Robert Bosch GmbH im Falle der Station P des Campusführers Stadtmitte); ferner natürlich die z. T. an entlegener Stelle publizierte Literatur zu Gebäuden und Personen. Ergebnis dieser umfangreichen Recherchen war für jede Station ein knapp gefasster und im Design der sonstigen Beschilderung universitärer Gebäude gehaltener Schildentwurf mit weißer Schrift auf dunkelblauem Grund (vgl. hier S. 82 für ein Beispiel zu unserer Station K). Jedes dieser Schilder beinhaltet eine ausgewählte Graphik und einen ausführlichen, etwa fünfseitigen Text mit Informationen zu Architekten und anderen am Bau beteiligten Personen, zur eigentlichen Baugeschichte, zur (oft wechselnden) Nutzung, zu Kosten und den vorgegebenen Nutzungsanforderungen, zu den wichtigsten architektonischen Merkmalen sowie weiterführenden Angaben zur Literatur über diese Station und zu anderen konsultierten Quellen aus Archiven oder dem Internet. Es ist geplant, die kurz gefasste Information jener Schilder auch an den jeweiligen Stationen selbst in der einen oder anderen Form anzubringen – die diesbezüglichen Verhandlungen mit der zuständigen Leiterin des Universitätsbauamtes, Frau Baudirektorin Sybille Müller, laufen noch.
Begleitend dazu haben zwei Studierende des Studienganges Geodäsie und Geoinformatik am Institut für Ingenieurgeodäsie unter Anleitung des Geodäten Dr. Martin Metzner eine professionell gestaltete Karte des Campus entworfen, in welche die ausgewählten Stationen des Pfades und eine vorgeschlagene Route durch den Campus Stadtmitte bzw. den Campus Vaihingen eingetragen wurden. Mit der interaktiven Online-Version dieser Karte unter www.uni-stuttgart.de/hi/gnt/campus können Sie ihre Campus-Tour bequem am Bildschirm machen und auf alle blauen Schilder sowie die bei näherem Interesse vertiefend anklickbaren Langtexte zugreifen; eine leichter portable Version der Internet-Präsenz unseres Campusführers (z.B. mit PDAs, Handys oder anderen Kleingeräten) ist in Vorbereitung. Aber auch ganz ohne Internet-Zugang ermöglicht Ihnen die vorliegende Broschüre nunmehr den informationsgestützten Gang durch unseren abwechslungsreichen Campus in der Stadtmitte.
Wir hoffen, dass Ihnen diese Projektarbeit den an architekturhistorischen Meilensteinen reichen Campus der Universität Stuttgart einmal auf eine ganz andere Art näherbringt. Beide Areale sind eine Art repräsentativer Querschnitt durch viele Jahrzehnte universitärer Baugeschichte, an dem sich die wandelnden Stile und Konzeptionen von Nutzbauten ablesen lassen, darunter so bedeutende wie etwa der erhaltene Teil des gegen Ende des Krieges fast ganz zerstörten Rektoratsgebäudes in der Keplerstraße (Station D des Pfades in Stadtmitte) oder der von Frei Otto für die Weltausstellung in Montreal 1967 entworfene experimentelle Leichtbau mit freigespanntem Seilnetztragwerk, in dem seit 1968 das Institut für Leichtbau sitzt (Station N des Nordbereichs des Pfades in Vaihingen). Doch selbst an den eher unspektakulären Bauten wie etwa dem sogenannten Hörsaalprovisorium (Station J in Stadtmitte) entdeckt der aufmerksame Betrachter unterstützt durch die hier gesammelten Informationen ein hochinteressantes leichtes Flächentragwerk, in diesem Falle die raffinierte und ästhetisch ansprechende MERO-Dachkonstruktion jenes Gebäudes. Sie erfahren von den Hintergründen, die zum Bau geführt haben, von den Architekten und Auftraggebern, den Finanziers und den Kosten, von Ausstattung, Umbauten und Umnutzungen und vielem mehr.
Aufgenommen wurden nur solche Gebäude u. a. Objekte, die bis heute erhalten sind, also z.B. nicht das allererste Gebäude der ehem. Real- und Gewerbeschule in der Königstrasse 12 und ebenso nicht der längst abgerissene Jassoy-Bau in der Keplerstr. 10. Unsere Auswahl beinhaltet jedoch sowohl Bauten, die ursprünglich für andere Nutzer wie etwa die Firmen Siemens oder Bosch errichtet wurden, aber inzwischen von der Universität Stuttgart genutzt werden (Stationen A bzw. P), wie auch solche, die ursprünglich für die Universität oder ihre Vorläufer-Institutionen gebaut wurden, aber heute anders genutzt werden (z.B. F-G).
Für die zahlreichen auf dem Campus in Stadtmitte zu sehenden Kunstwerke, in besonders hoher Dichte im schönen Parkareal (Station E unseres Campusführers) zwischen dem Hauptgebäude und der heutigen Hochschule für Technik bzw. unserer Universitätsbibliothek anzutreffen, verweisen wir gerne auf den ausgezeichnet bebilderten Führer zu Skulpturen des 20. Jahrhunderts in Stuttgart, Stuttgart 2006, herausgegeben von der Kunsthistorikerin Bärbel Küster und ebenso wie unser Campusführer aus einer Reihe von Projektseminaren entstanden.
Das Projekt eines historischen Campuspfades ist noch keinesfalls abgeschlossen, sondern soll in zukünftigen Semestern weitergeführt werden, um die noch bestehenden Recherche-Lücken im Campus Vaihingen zu schließen. Mit der Publikation dieses ersten Teils zum Campus Stadtmitte soll aber schon jetzt für die an den Ergebnissen Interessierten ein erster Zugang zu der baulichen Geschichte dieser Universität eröffnet werden. Der Druck dieses Bandes wurde z. T. aus Studiengeldern bezahlt, insofern ist dieses gesamte Projekt ein Beitrag engagierter Studierender unserer alma mater für alle ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie auch für alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Universität. Wir hoffen auf reges Interesse aller an der Baugeschichte unserer Universität Interessierten und bedanken uns schon im voraus für Kommentare und konstruktive Kritik. Sinnvolle Ergänzungen bzw. erforderliche Korrekturen und Verbesserungen werden wir in etwaige Neuauflagen bzw. in die ständig weiter aktualisierte Internet-Version dieses Campusführers gerne einbauen.
Wir möchten insbesondere folgenden Personen danken, die ihren Anteil daran haben, dass dieses Projekt heute einen ersten Zwischenbericht vorlegen kann: an erster Stelle Herrn Universitätsarchivar Dr. Norbert Becker sowie Frau Bosler im Universitätsbauamt, ferner Frau Karin Mezger-Lindner im Sekretariat der Abteilung für Geschichte der Naturwissenschaften und Technik sowie Frau Pauline Desjardins im Sekretariat des Instituts für Architekturgeschichte, den studentischen Hilfskräften Jan Boddenberg, Christian Lehmann und Dennis Old (GNT) sowie Monique Mattern (IAG).
Stuttgart im September 2010
Prof. Dr. Klaus Hentschel
Dr. Martin Metzner
Prof. Dr. Elisabeth Szymczyk-Eggert
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