Verlag für Geschichte
der Naturwissenschaften
und der Technik

Elektrizität in der Geistesgeschichte

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 (1998) (1998)

Klaus Plitzner (Hrsg.)
Elektrizität in der Geistesgeschichte
239 Seiten, 2500 Abb., Pb., 25,00 Euro
ISBN 978-3-928186-36-0
Eine Sammlung von Beiträgen über jene geschichtlich wirksamen Ideen und geistige Strömungen, die durch die Elektrizität ausgelöst bzw. beeinflußt wurden.

Vorwort

Die Tagung in Schloß Hofen in Lochan bei Bregenz, die mit dem vorliegenden Band dokumentiert wird, war dem Versuch gewidmet, einige jener geschichtlich wirksamen Ideen und geistigen Strömungen vorzustellen, die durch die Elektrizität ausgelöst bzw. beeinflußt wurden.

Das jeweilige politische, philosophische, künstlerische, literarische Geschehen einer Epoche offenbart sich fast regelmäßig in einer einheitlichen Grundhaltung als »Auswirkung des Gesamtgeistes«. Dieser Geist einer Zeit, dieser esprit du siècle, kommt nicht nur in allen Manifestationen des geistigen Lebens wie den Weltanschauungen, den Lebensformen, den Stilprägungen oder den Geschmacksbildungen zum Ausdruck, dieser Zeitgeist findet sich in allen Gebieten des Lebens, des Rechts, des Staates und der Wirtschaft. Er findet sich aber auch in der Philosophie, in der Religion, in der Kunst und in der Technik.

Zwar ist bzw. war die Elektrizität schon immer vorhanden, nicht aber das Wissen um die elektrische Energie. Erst die Anwendung seit etwas mehr als 100 Jahren für Beleuchtungs-, Produktions- oder Kommunikationszwecke haben den täglichen (mittlerweile nicht nur selbstverständlichen, sondern vielfach unersetzlichen) Gebrauch der elektrischen Energie in vielen Lebensbereichen forciert.

Der Geist mag die Voraussetzung für die Idee der Elektrizität gewesen sein, welche letztlich wiederum von der Technik und den Naturwissenschaften geschaffen wurde (im Sinne von erklärbar, sichtbar, anwendbar und nutzbar). Damit befinden wir uns bei den unterschiedlichen (aber nicht einander ausschließenden!) Zugangsweisen der Logik und der Empirie (um die frühere, trennende Auffassung von Geistes- und Naturwissenschaften in Erinnerung zu rufen). Die Idee wie das Phänomen Elektrizität sind nach einem Jahrhundert zu festen Begriffen und Inhalten unseres Lebens geworden.

Einige Wissenschafter definieren den Begriff der »Geistesgeschichte« äußerst eng. Sie sehen den göttlichen und menschlichen Geist als Quelle an, auf die sich alle menschlichen Leistungen und Errungenschaften beziehen, die durch den logos, der Gott, Wort und Geist gleichzeitig bezeichnet, gestiftet werden. Daher nehmen Theologie, Literatur und Philosophie sowie alle anderen Wissenschaften, sofern sie sich in Worten kristallisieren, den Hauptplatz in der Geistesgeschichte ein. Für andere sind die Grenzen zwischen der Geistesgeschichte etwa hin zur Kunst- und Kulturgeschichte, zur politischen Geschichte, aber auch zur Ideengeschichte fließend. Eine Trennung findet meist nur in Diskussionen um eine Definition statt. Im Gegensatz zur Methode der Fachgebiete ist die Geistesgeschichte zusammenschauend, sie versucht, Zusammenhänge zwischen wissenschaftlichen Entdeckungen, philosophischen Fragestellungen und künstlerischen Einstellungen aufzuzeigen.

Die »Welt der Gedanken« im Umfeld der Elektrizität ist nach Meinung der Initiatoren dieses Symposions so gut wie unerforscht, obschon manche dieser Gedanken unsere Denkweisen sowie unsere Gesellschaft – im wahrsten Sinne des Wortes – elektrisierten.

Die wirtschaftliche und soziale Nutzbarmachung der Elektrizität mittels der Elektrotechnik hat zahlreiche Vorstellungen, Erwartungen, Hoffnungen und Wahrnehmungen der Wirkungen in Bezug auf diese neuen Technologien in den verschiedensten Lebensbereichen geweckt und den Zeitgeist mitgeformt: Modernität, Fortschritt, Bequemlichkeit und Helligkeit werden mit der Anwendung der Elektrizität assoziiert und in Literatur und Bild oft metaphorisch dargestellt, speziell in der Produkt- und Imagewerbung. Auch das Einfließen in die Alltagssprache ist unverkennbar.

Dieses Symposion will versuchen, sich entlang der erwähnten Trennlinien zu bewegen, ohne ihnen selbst ein bedeutendes Gewicht beizumessen. Vielmehr soll die »Welt der Gedanken« im Umfeld der Elektrizität vorgestellt werden, jene Gedanken, die dann als geistige und gesellschaftliche Kräfte gewirkt haben bzw. immer noch wirken, heute aber bereits in Vergessenheit geraten sind.

Daß diese Tagung zustande kam, ist der Zusammenarbeit der Außenstelle Vorarlberg des Instituts für neuere österreichische Geistesgeschichte der Ludwig Boltzmann-Gesellschaft mit dem Institut für Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Industriearchäologie an der Technischen Universität Wien, mit dem Technischen Museum Wien (TMW), dem Archiv an der Technischen Universität in Wien (TUWA) und dem Verein für Vorarlberger Bildungs- und Studenten-Geschichte (VBSt) zu danken. Weiters konnten Frau Mary Ann Hellrigel PhD und Mag. Günther Luxbacher für die wissenschaftliche Betreuung und Planung gewonnen werden.

Bereits zwei Jahre zuvor, im November 1994, hatte zum Teil dasselbe Team verstärkt durch Univ. Prof. Dr. Ernst Bruckmüller vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien, ein Symposion zum Thema »Technik – Politik – Identität, Funktionalisierung von Technik für die Ausbildung regionaler, sozialer und nationaler Selbstbilder in Osterreich« in Schloß Hufen erfolgreich abgehalten und der Tagungsband ist bereits 1995 im GNT-Verlag in Stuttgart erschienen.

Auch diesmal hat sich die Verbundenheit – in der einen oder anderen Art – zum »Gesprächskreis Technikgeschichte«, zur »Gesellschaft für Technikgeschichte« (GTG), beide agieren im deutschsprachigen Raum und zur weltweit agierenden, aber in den USA beheimateten »Society for the History of Technology« (SHOT) als sehr hilfreich erwiesen.

All das hätte nicht ausgereicht, das Vorhaben zu verwirklichen. Hiezu bedurfte es der verständnisvollen und großzügigen Förderung durch das Land Vorarlberg, insbesondere des Kuratoriumsvorsitzenden der Außenstelle Vorarlberg Landeshauptmann Dr. Martin Purtscher sowie seiner Nachfolgerin Landesrätin Dr. Eva Maria Waibel, durch die Österreichische Forschungsgemeinschaft in Wien und durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr in Wien.

Besondere Erwähnung verdienen das großzügige Wissenschafts-Sponsoring seitens der Vorarlberger Illwerke AG in Bregenz, der Vorarlberger Kraftwerke AG ebenfalls in Bregenz sowie der Firma Zumtobel Licht GmbH in Dornbirn.

Weiters wurde dieses Vorhaben vom Vorarlberger Technischen Verein (VTV) unterstützt, der sein Adreßmaterial zur Verfügung stellte.

Es wurde damit abermals der Beweis erbracht, daß auch ein Bundesland, das über keine eigene Universität verfügt, Universalität und Weitblick genug hat, um Grundlagenforschung zu ermöglichen und durch tatkräftige Unterstützung zu beheimaten. Die gastliche Aufnahme und Betreuung in Schloß Hufen, dem Zentrum für Wissenschaft und Weiterbildung, durch den Leiter Dr. Armin Paul und seine Mitarbeiterin Dr. Kriemhild Kapeller sowie das gesamte Team waren für das Gelingen der Tagung von maßgeblicher Bedeutung.

Schließlich muß auch die Entscheidung des Verlages, sich der Dokumentation des Symposions anzunehmen, dankbar anerkannt und gewürdigt werden.

Last but not least hat der Herausgeber dem Leiter des Instituts für neuere österreichische Geistesgeschichte der Ludwig Boltzmann-Gesellschaft, Herrn Univ.-Prof. Dr. Norbert Leser, zu danken, der dem gesamten Vorhaben stets wohlwollend gesinnt war und dieses von Beginn an unterstützt hat. Für administrative Hilfen sei Frau Doris Weiß in der Außenstelle Vorarlberg in Bregenz, für »Übersetzer«-Hilfen Herrn Mag. Martin Korinth, Bregenz, und Herrn Professor Edmund Todd, New Haven, sowie dem Lektor Mag. Erich Summer in Altach gedankt.

Möge die schriftliche Dokumentation der Referate dazu beitragen, die Diskussion an der Schnittstelle zwischen der Elektrizität und der Geistesgeschichte weiter zu beleben!

Möge die Dokumentation Anregung sein, sich vermehrt für die historische Analyse und Darstellung von Elektrizität als Gesellschaftsfaktor einzusetzen.

Möge das Buch die Zusammenarbeit mit den benachbarten kunst-, gesellschafts-, natur- und technikwissenschaftlichen Disziplinen vertiefen und den geistigen Diskurs mit diesen beleben.

Bregenz, Jänner 1998
Mag. Dr. Klaus Plitzner

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